Raum A: Effizienzgewinn und höherer Produktreife durch digitale Optimierung

 

Raum A: Digitale Optimierung

Digitalisierung kann sich darauf beschränken, die Herstellung bestehender Produkte und Leistungen zu optimieren und im Markt der bisher adressierten Kernkunden zu bleiben. Das kann in Form von CRM-Aktivitäten, digitalen Service-Angeboten, aber auch in effizienz- und qualitätssteigernden Maßnahmen in der Produktion selbst geschehen. Die Anfänge der Digitalisierung liegen bereits weit zurück und gründen in Verfahren wie CAM für die Produktion und EDI für kaufmännische Transaktionen. So ziemlich alle Unternehmen verfügen über Erfahrungen in zumindest in Digitalisierung der Produktion. Das ist eine stabile Basis und etablierte Unternehmen fühlen sich daher in Raum A häufig zu Hause und sicher - nicht selten zu sicher, denn es ist auch das Feld, in dem Schocks durch disruptive Umbrüche am stärksten erschüttern. Über Jahrzehnte hatte die Musikindustrie Hörerlebnisse intensiviert, Vertriebswege optimiert und neue verlustärmere Tonträger entwickelt. Dass der Markt durch zunächst illegale, dann legale Downloads und später Streaming-Dienste komplett umgewälzt wird, damit hatte kein Manager der Musikkonzerne gerechnet.

Vorteile von Raum-A-Strategien:

Unternehmen, die ihre Digitalisierungsstrategie zunächst in Raum A halten, erreichen damit den großen Vorteil, dass das unternehmensinterne Know-how umfänglich genutzt werden kann. Digitalisierungsprojekte in diesem Raum verändern nicht die Beziehungen zu Kunden und können daher gut gesteuert werden. Sie sind oftmals sicherer als andere. Wenn die zugrunde liegende Gesamtstrategie des Unternehmens noch stimmig ist, also Erweiterungen der Kundensegmente und des Leistungsportfolios in der aktuellen Version nicht zielführend sind, ist eine Raum-A-Strategie eine fokussierte und damit ressourcenschonende Vorgehensweise, die den Markenkern des Unternehmens stärkt, Qualität steigert und Effizienz erhöht.

Risiken von Raum-A-Strategien:

Digitalisierungsprojekte in Raum A müssen nicht klein sein. Gerade dann, wenn komplexe Fertigungseinheiten und Logistik digitalisiert werden, entsteht eine Komplexität, die herausfordernd ist und bei einem Scheitern die Kernprozesse des Unternehmens gefährdet.

Häufig greifen Raum-A-Projekte auch zu kurz. Daher sollte stets geprüft werden, ob mit gleichem oder minimal höherem Aufwand nicht vielleicht auch zusätzliche Werte durch neue Leistungsaspekte oder durch Ansprache angrenzender Kundensegmente geschaffen werden können (Raum-B-Strategie). Darüber hinaus sollte stets der Markt daraufhin sondiert werden, ob Wettbewerber, die als Startup oder über eine Raum-E-Strategie digitale Angebote entwickeln, in den eigenen Kerngeschäftsbereich eindringen, wie es beispielsweise der Musikindustrie mit File-Sharing und Streaming widerfahren ist.

Erfolgsfaktoren in Raum A:

Industrie 4.0 Fertigungssteuerung

Fertigungssteuerung in Industrie 4.0 - ein typisches Element von Raum-A-Strategien

Alle Raum-A-Digitalisierungsprojekte betreffen Kernprozesse und Kernkompetenzen. Damit ist die Handlungsfähigkeit des Unternehmens direkt betroffen. Während in anderen Strategien durchaus durch Kooperationen oder Dienstleister digitale Teilleistungen dauerhaft beigestellt werden können, sollte bei Raum-A-Projekten sorgfältig geprüft werden, ob damit Marktstellung und Know-how zu sehr nach außen verlagert werden. In der Regel werden Raum-A-Projekte verlangen, dass früher oder später die für den Betrieb notwendigen digitalen Kompetenzen im Unternehmen selbst verankert werden. Darüber hinaus sollten präzise Kenntnis und Beschreibung der betroffenen Prozesse vorliegen. Nur auf dieser Basis ist abschätzbar, ob ein Digitalisierungsprojekt die Organisation u.U. überfordert. Damit das nicht geschieht, ist auch ein schrittweises, auf Lernen ausgerichtetes Vorgehen empfehlenswert. Selbst große Lösungen, wie Manufacturin Execution Systeme (MES) sollten skalierbar sein und nicht als großer Wurf eingeführt werden.

 

Die Entwicklungsfelder der Digitalisierung in der Übersicht

veröffentlicht: 21.10.2015, © Uwe Weinreich